Landgut Stober – Ein Magischer Ort

Das Wort Magie passt auf den ersten Blick weder zu einem Tagungshotel noch zu einem großen verlassenen Landwirtschaftsbetrieb inklusive Stallungen, Kornspeicher, Brennerei, Lager- und Wirtschaftsgebäuden sowie einer Schmiede. Als Michael Stober 2000 das Landgut besuchte, hat es wahrscheinlich eher ihn gefunden als umgekehrt. Denn trotz Schutt und Verfall sah Stober hier Leben und spürte den Geist der großen Industriellenfamilie Borsig. Und er hat es geschafft, diese Vision tatsächlich in die Realität umzusetzen.

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Wir richten dazu einige Fragen an Michael Stober.

Green Pearls: Herr Stober, verraten Sie uns, was Sie dazu bewegt hat, aus dem alten Landgut ein modernes und nachhaltiges Hotel inklusive Restaurant und Tagungsräumen zu machen?

Michael Stober: Obwohl ich Geschichte und historische Gebäude unglaublich interessant finde, habe ich so ein Projekt nicht gesucht… Ich bin eigentlich recht zufällig und auf Empfehlung eines Freundes zu dieser zum Verkauf stehenden Ruine gefahren. Als ich dann dort war, ließ es mich aber nicht mehr los. Ich hatte einfach eine Vision von dem, was jetzt hier steht. Diese Vision traf auf meinen Willen und die Kraft, Dinge zum Positiven verändern zu wollen. Das ist die eigentliche Ursache von dem, was jetzt hier entstanden ist. Die Nachhaltigkeit ergab sich einfach aus der konsequenten Umsetzung meiner Erfahrung als Sanierer von Altbauten.

Landgut A.Borsig

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Auch die Geschichte des Landguts und der Familie Borsig hat sicher eine Rolle gespielt?

Auf jeden Fall! Die Borsigs waren Mitte des 19. Jahrhunderts die größte Unternehmerfamilie Deutschlands und haben allein ein Berlin mehr als 8.000 Menschen beschäftigt. Praktisch alle neuen Eisenbahnen für das Preußische Reich kamen aus der Maschinen Bauanstalt des Pioniers August Borsig. Seine „Borsig 1“ war berühmt und machte ihn zum „Lokomotiv-König“. Das Tolle dabei war, dass auch er bereits nachhaltig gedacht und gearbeitet hat: Es gab in der Firma weltweit die erste betriebsinterne Sozialversicherung und eine Badeanstalt, um den üblen hygienischen Zuständen bei den Arbeitern entgegen zu wirken. Sein Sohn Albert kaufte 1866 das Gut, um seine Werkskantinen mit selbst hergestelltem Essen zu versorgen und erschuf einen agrarischen Musterbetrieb, der mit modernsten Technologien arbeitete: Ein Rinderstall –klimatisiert mit Biomasse, Kühlsysteme –mit Über- und Unterdruckluft arbeitend – schon damals nutzte er modernste Technologien. Ich könnte hier noch viel mehr erzählen – und tue das auch regelmäßig! – aber das Wichtige dabei ist: Obwohl das Landgut heute ein modernes Innenleben hat, atmet doch die Geschichte aus jeder Fuge. Das spüren unsere Gäste und das macht den Ort so magisch.

Broschüre rechts

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Was ist für Sie das Besonderes an diesem Landgut, so wie es heute hier steht?

Das Landgut ist allein schon ein imposanter Komplex: Riesige Gebäude, mehr als ein Hektar Nutzfläche, zwei Hektar Hof und Grünflächen sowie angrenzend der Groß Behnitzer See mit Trinkwasserqualität und ein fast 40 Hektar großer verwilderter Park – in der Verbindung mit der Borsig’schen Geschichte ist das einfach anders als das, was man sonst bekommt, wenn man ein Business-Meeting oder eine große Tagung im Hotel X am Y-See mit Hinterzimmer Z abhält. Die Gäste schlafen hier in historischen Räumen, verzichten dabei aber nicht auf Komfort und wohnen nachhaltig: wir haben beim Restaurieren überall auf abbaubare Materialien geachtet und produzieren unsere eigene Energie. Wir sind das erste Bio-zertifizierte Hotel in Berlin/Brandenburg, das nachhaltigste Privathotel Deutschlands und unter den Top 15 deutschen Tagungshotels. Im Februar 2015 sind wir als nachhaltigste Tagungs-, Event- und Hotel-Location durch den German Convention Bureau und Europäischen Verband für Veranstaltungs-Centren ausgezeichnet worden. Das untermauert unser Bestreben nachhaltig zu sein.

Landgut Borsig

Landgut Borsig

Nun ist Groß Behnitz nicht gerade der Nabel der Welt. Wer sind denn Ihre Gäste?

Das Landgut liegt nur zwanzig Minuten vom der Berliner Stadtgrenze und 45 Minuten vom Flughafen Tegel. Das ist keine Entfernung, die zählt. Wir bieten in Kooperation mit der Deutschen Bahn Sonderkonditionen für die CO2-freie Anreise an und sind auch selbst CO2-frei zertifiziert. Wir haben daher viele Gäste von Tagungen, Meetings und Konferenzen, die sich hier in ruhiger Umgebung natürlich viel besser auf ihre wesentlichen Themen konzentrieren können und unsere Angebote daher gerne nutzen. Aber auch viele Wochenendurlauber aus der Umgebung kommen hierher. Man ist sofort in der Natur, kann joggen, wandern und Rad fahren – direkt hinter dem Gut beginnt der Naturpark Westhavelland mit Wäldern und Vogelschutzgebieten. Unsere Küche ist ausgezeichnet und der Wellness-Bereich entspannt mit Massagen und Sauna. Außerdem befinden sich in unserer Umgebung drei Golfplätze und zahlreiche andere tolle Sehenswürdigkeiten. Und wer shoppen möchte, fährt ins 15 Kilometer entfernte Outlet B5…

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Welche nachhaltigen Aktivitäten bieten Sie Ihren Gästen an?

Unser reichhaltiges Bio-Frühstück ist sehr beliebt. Wir verwenden fast ausschließlich saisonale und regionale Produkte aus fairem Handel oder biologischem Anbau in unserer Gastronomie. Unsere Gäste können Kochkurse buchen, bei denen wir für jedes Gericht die Zutaten bis zum Bauernhof, von dem sie stammen, nachverfolgen können. Unser Strom wird von einer Photovoltaikanlage produziert, alle 200 Toiletten spülen mit Regenwasser und die Zimmer sind elektrosmogreduziert. Unsere metallfreien Matratzen von COCOMAT lassen unsere Gäste schlafen wie Gott in Frankreich. Biobettwäsche, -Frottee und -Kosmetik runden das Entspannungserlebnis ab. Geheizt wird mit Holz, dessen Biomasse im hoteleigenen 12, 5 Hektar großen Wald nachwächst. Fahrräder und E-Bikes können geliehen werden. In unserem neuen Hofladen verkaufen wir ebenfalls regionale Lebensmittel und Produkte, aber auch welche, die aus Behindertenwerkstätten stammen.

Danke für dieses Gespräch, Herr Stober.

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