Nachhaltigkeit beim WWF – mehr als nur ein Panda-Zeichen

Es gibt viele beeindruckende Persönlichkeiten, die ihren wichtigen Beitrag zum grünen Tourismus leisten. Mit einzigartigen Geschichten und tollen Motivationen stellen wir genau diese Personen vor.

Frau Martina von Münchhausen ist Tourismus-Expertin bei WWF Deutschland und arbeitet daran, dass der nachhaltige Tourismus gestärkt wird. Sie hat uns einen kleinen Einblick in ihre Arbeit beim WWF gewährt und erzählt, warum der WWF mehr als „nur“ das Panda-Zeichen ist und worauf sie persönlich in Sachen Nachhaltigkeit achtet.

Martina von Münchhausen WWF
Martina von Münchhausen verfolgt beim WWF der Mission, den nachhaltigen Tourismus zu stärken. (Foto: WWF).

Vor welchen Herausforderungen steht der WWF aktuell, insbesondere im Tourismusbereich?

Die Zerstörung von Küstenlebensräumen durch die schnellwachsende touristische Infrastruktur und die damit verbundene Übernutzung von Ressourcen ohne Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards ist die größte Bedrohung und Herausforderung. Ganz besonders in Entwicklungsländern.

Bei WWF haben alle sofort das Panda-Zeichen vor Augen und denken in erster Linie an den Tierschutz. Dabei ist die Stiftung viel breiter aufgestellt – wie genau sehen die Projekte des WWF im Bereich Reise aus?

Der WWF ist eine Umweltstiftung – keine Tierschutzorganisation. Der WWF vergibt keine Ökosiegel, sondern unterstützt die Anwendung bestehender, unabhängiger Zertifizierungssysteme, beispielsweise im Bereich Fisch und Holz: MSC, FSC. Im Tourismus den GSTC (Global Sustainable Tourism Criteria).

Der WWF arbeitet im Bereich nachhaltigem Tourismus, um den Fußabdruck im Kerngeschäft des Tourismus zu reduzieren.

Das betrifft die gesamte „Lieferkette“ einer Reise von der Buchung bis zur Rückkehr. Der WWF setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Institutionen sowie Projektarbeit in den Destinationen gemeinsam mit dem WWF Netzwerk weltweit und Stakeholdern.

In den Regionen geht es beispielsweise um die Förderung von nachhaltigem Tourismus in Schutzgebieten (Brasilien oder Mittelmeerregion), eine verbesserte Küstenentwicklung zum Schutz der Biodiversität und Ökosysteme in Mexico oder nachhaltige Tourismusaktivitäten auf den Galapagosinseln.

ra-fauna-005
Der Schutz der Artenvielfalt ist ein wichtiger Aspekt von Nachhaltigkeit. Organisationen, wie die peruanische Inkaterra Asociación (ITA), die die Erhaltung von Artenvielfalt vorantreiben und unterstützen, sind wichtige Spieler im nachhaltigen Tourismus.

Der WWF erarbeitet Kooperationen mit Tourismusanbietern, um Urlaubsaufenthalte besonders nachhaltig zu gestalten. Was ist Ihrer Meinung nach der wichtigste Aspekt, den Firmen dabei beachten müssen?

Die Arbeit am touristischen Kerngeschäft: Transport (An – und Abreise) erfolgt klimafreundlich, welche Unterkünfte wählt der Veranstalter, gibt es eine nachhaltige Einkaufspolitik und ein ressourcenschonendes Management? Faire Arbeitsbedingungen und umweltschonende Aktivitäten vor Ort. Unterstützt die Reise die lokale Bevölkerung vor Ort?

Was machen Sie persönlich, um ökologischer zu leben?

Ich kaufe Produkte aus nachhaltiger Bewirtschaftung, versuche möglichst wenig zu fliegen und wenn, dann in Verbindung mit einer Kompensation in Klimaschutzprojekte. Zudem vermeide ich den Konsum von Ressourcen intensiven und kurzlebigen Gebrauchsgegenständen und die Verschwendung von Lebensmitteln.

Welche negative Reiseerfahrung zum Thema Nachhaltigkeit haben Sie gemacht, die Ihnen fest in Erinnerung geblieben ist?

Das lässt sich hier schwer beantworten. Die Tourismusarbeit des WWF eröffnet Einblicke hinter die Kulissen, die prägend sind. Illegale Hotelbauten, brennenden Müllhalden, mangelhafte Unterkünfte für Menschen, die im Tourismus arbeiten, Küstenzerstörung durch künstliche Strände, Hotels ohne Kläranlagen etc.

Taucher und Schnorchler, die auf Korallen herumtrampeln oder Berge von Plastikmüll im Meer. Es gibt aber auch immer positive Gegenbeispiele.

Tourismus bleibt unterm Strich ein Wirtschaftszweig, der Armut bekämpfen kann. Er bietet Ausbildung und Berufschancen und kann Natur und Landschaft eines Landes einen Wert geben, den die lokale Bevölkerung nutzen kann.

Chole-461
Reisen mit gutem Gewissen: Durch einen Aufenthalt im Chole Mjini unterstützen Reisende die lokale Schule und sichern so die Zukunft der einheimischen Bevölkerung.


Sehen Sie eine positive Entwicklung bezüglich des Bewusstseins von Nachhaltigkeit im Denken der Gesellschaft? Wie?

Laut seriöser Umfragen steigt das Bedürfnis der Menschen nach mehr Nachhaltigkeit – auch im Urlaub. In der Realität ist festzustellen, dass nachhaltige Reiseprodukte nach wie vor eine Nische darstellen und nicht im Massensegment angekommen sind.

Besonders Fernflüge werden billiger und viele Länder und deren Regierungen sind in erster Linie an Wachstum interessiert.

Die Konsumenten hinterfragen nicht, wie es möglich sein kann, dass eine Reise nur 500 Euro kostet aber an einer anderer Stelle – für sie nicht sichtbar – ein hoher Preis dafür gezahlt werden muss.

Sei es durch unglaublich niedrige Arbeitslöhne oder der Zerstörung von natürlichen Lebensräumen.

Verraten Sie uns Ihre persönlichen Tipps, wie wir auf Reisen ökologische Verantwortung übernehmen können?

Suchen Sie sich einen Veranstalter, ein Hotel oder Anbieter, der vertrauenswürdig ist hinsichtlich Nachhaltigkeit. Das erkennt man sofort an den Informationen, die dem Kunden leicht zugänglich sein sollten. Ist das nicht der Fall, unbedingt nachfragen. Im Reisebüro oder bei den Hotels und Veranstaltern selbst.

Erkundigen Sie sich nach Anbietern, die zertifizierte Hotels im Angebot haben oder deren Unternehmenspolitik Nachhaltigkeit einschließt.

Im Tourismus ist Ökologie nicht der einzig wichtige Faktor. Auch soziale Faktoren spielen eine große Rolle. Mancherorts kann nachhaltiger Tourismus zur einzigen existenziellen Lebensgrundlage werden.

Es hilft dabei auch mal jenseits der großen Reiseanbieter nach Nischenprodukten Ausschau zu halten. In Reisebüros ist das Thema Nachhaltigkeit noch nicht ausreichend angekommen. Nutzen Sie grüne Reiseportale im Internet oder Veranstalter mit Zertifizierung.

Vielen Dank an Frau Martina von Münchhausen für das Interview, die Einblicke in die Arbeit vom WWF und in die persönlichen Erinnerungen.

Mehr Informationen zur Arbeit des WWF finden Sie hier, sowie auf dem WWF-Blog.