Was bedeutet Nachhaltigkeit im Tauchsport?

Tauchen gehört zu den beliebtesten und faszinierendsten Aktivitäten im Urlaub. Hinab tauchen in eine andere Welt, schwerelos durch das Wasser schweben, die bunten Korallen und vielfältigen Fischarten bewundern – spektakulär! Die Anwesenheit des Menschen kann Nebenwirkungen auf das fragile Ökosystem haben – aus Unachtsamkeit der Taucher und Tauchboote können besonders die empfindlichen Korallen beschädigt werden. Wie lassen sich diese Auswirkungen auf die Meereswelt minimieren?

Wir haben bei Bettina Winert nachgefragt, wie sich Nachhaltigkeit mit dem Tauchsport vereinen lässt. Bettina ist Gründerin von Der Taucherblog und schreibt hier über den Tauchsport und ihre Reisen. Sie ist leidenschaftliche Fotografin, unter und über Wasser. Neben eigenen Artikeln, erscheinen regelmäßig Beiträge von Gastbloggern. Im folgenden beschreibt Bettina für Green Pearls®, wie sie ihren ihren Tauchurlaub auf nachhaltige und sanfte Weise verbringt.

 

Was bedeutet Nachhaltigkeit im Tauchsport?

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Nachhaltiger, sanfter Tourismus wird als Gegenmodell zum Massentourismus gesehen und entwickelt sich in den letzten Jahren beständig. Der verantwortungsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen, der Wunsch die Natur so nah wie möglich zu erleben und ein respektvoller Umgang mit der Kultur des Gastlandes bilden die Pfeiler eines nachhaltigen Tourismus. Auch im Tauchsport und im Bereich Tauchreisen wird ein verantwortungsvoller Umgang mit natürlichen Ressourcen immer wichtiger. Was aber bedeutet das konkret für Tauchreisen? Wie kann man als Taucher diese Prinzipien umsetzten? Ich habe euch mal aufgelistet, wie ich versuche nachhaltig und sanft meinen Tauchurlaub zu verbringen.

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Qualität statt Quantität

Heutzutage sind Tauchreisen billig zu haben. Verschiedene Destinationen locken mit Dumpingpreisen, die Anbieter liefern sich einen gnadenlosen Preiskampf. Ich fliege lieber seltener weg, dafür länger am Stück, um mit einem Flug möglichst viel zu sehen. Lieber mache ich außergewöhnliche Tauchgänge an weniger frequentierten Orten, statt in ganzen Rudeln an überlaufenen Riffen zu tauchen.

Lokale Unterkunft

Ich ziehe es vor, in kleinen, lokalen und familiären Unterkünften zu übernachten. Große Resorts können die lokalen Anbieter verdrängen, greifen oft massiv in das Ökosystem ein und nehmen den Einheimischen die Möglichkeit, selber maßgeblich am Tourismus zu verdienen. Selbst in Ländern wie Ägypten, in denen man dem Massentourismus kaum entfliehen kann, gibt es kleine, familiäre Eco Dive Camps, wie zum Beispiel Red Sea Diving Safari. Für mich ein gelungenes Beispiel für die Verbindung von Tauchen und Umweltschutz.

Die Tauchbasis

Die Wahl der Tauchbasis sollte nicht nur auf dem Preis basieren. Ich suche mir Tauchbasen, die in lokale Umweltschutzprojekte eingebunden sind und zur Forschung und zum Schutz der Meere beitragen. Auch hier ziehe ich lokale Tauchbasen großen, internationalen Anbietern vor, damit die einheimische Bevölkerung profitiert. Ich vermeide Tauchbasen, die stundenlange Delphine oder Walhaie suchen, in dem sie mit ihren Schnellbooten über das Wasser rasen. Anbieter, die Fische anfüttern, versuche ich ebenfalls zu vermeiden, ebenso wie Tauchbasen die Speerfischen oder Hochseeangeln anbieten. Wenn ich mitten im Tauchurlaub Dinge sehe, die mir nicht gefallen, spreche ich die Anbieter darauf an.

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Verhalten unter und am Wasser

Hier sind die Regeln einfach:

  • Nichts anfassen
  • Nichts mitnehmen
  • Nichts ins Wasser werfen
  • Sauber tarieren
  • Immer auf den eigenen Flossenschlag achten, um nichts kaputt zu machen
  • Sich nicht mit andern Tauchern um ein Objekt drängeln
  • Keine Lebewesen jagen oder mit der Taschenlampe blenden und sie so in Angst und Schrecken versetzten

 

Übung, Übung, Übung

Um mich unter Wasser korrekt, vorsichtig und vorausschauend zu verhalten, übe ich regelmäßig in den heimischen Seen. Der beste Schutz vor kaputten Korallen ist nämlich eine perfekte Tarierung der Taucher.

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Verhalten an Land

Ich halte mich so gut wie es geht von touristischen Hotspots fern. Ich verzichte auf geführte Touren, reise statt dessen individuell. Ich nutze mein Netzwerk, um vor Ort lokalen Anschluss zu finden und das Land aus der Sicht der Einheimischen zu erleben. Ein Abendessen mit ägyptischen oder indonesischen Freunden gibt mir so viel mehr Einblick in ein Land als eine Rundreise im Bus. Ich lasse mich auf die lokale Kultur ein, zeige Respekt vor lokalen Gepflogenheiten und versuche einfach, in mein Reiseland komplett einzutauchen.