Making of – Videodreh auf der Insel Juist
Die Sonne lacht, als Kapitän Laupichler den Reisenden an Bord einen schönen Tag wünscht. Es ist 18.30 Uhr und wir sind unterwegs auf der Fähre nach Juist. Wir das sind Pascal und Julia von der Videoproduktion und ich als Redakteurin. Gedreht wird ein Imagefilm, bei dem wir markante Juister Persönlichkeiten interviewen.
“Juist ist abhängig von der Tide und kann nicht zu jeder Tageszeit angefahren werden. Tagesbesucher gibt es nur wenige. Die Insel ist ruhig und schon das Ankommen ist entspannt”, erläutert Kapitän. Auf die Frage, was sein Highlight der Insel ist, schießt aus ihm heraus “der unverbaute, 17 Kilometer lange Strand mit Sand der so fein wie Puderzucker ist.”
Naturparadies, das seinesgleichen sucht
“Unser Strand gehört zu den zehn schönsten Stränden der Welt”, sagt auch Alexandra Kellner. Die Rangerin des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer kommt ursprünglich aus Bayern. Nach abgeschlossenem naturwissenschaftlichem Studium, zehn Jahre in einer Werbeagentur, Erzieherin in einem Waldkindergarten, bewarb sie sich 2015 auf die freie Stelle und hat noch keinen Tag bereut, auf die Insel gekommen zu sein. “Juist ist eine der sieben Ostfriesischen Inseln, auf der Millionen von Zugvögeln halt machen, auf dem Weg zu ihren Brut- bzw. Überwinterungsgebieten.” Auf Juist nennt man die Touristen Gäste, was viel über die außergewöhnliche Gastfreundschaft der Insulaner aussagt. Saubere Luft einatmen, das Watt per Schnupperwanderung erkunden und die Seele baumeln lassen ist ihr Rezept für einen perfekten Urlaub.
Das Wattenmeer – das größte biologische Klärwerk der nördlichen Hemisphere
Heino, Wattführer aus Passion, erklärt den biologischen Kreislauf des Wattenmeeres. “Hier werden die Nährstoffe abgebaut, die über die Atmosphäre und die Flüsse den Meeren zugeführt werden. Während der Flut fließt nährstoffreiches Wasser ins Watt und fließt als sauberes, gefiltertes Wasser wieder zurück. Als Lunge dienen die Würmer zur Sauerstoffproduktion des Bodens, als Niere die Muscheln, die das Wasser filtrieren. Und die Leber bilden Krebse, Fische und Vögel.” Wenn dieses Zusammenspiel nicht funktioniert, bricht ein Lebens-Naturraum zusammen. Darum macht der belesene Wattbär seit vielen Jahren Wattwanderungen, zeigt die Bewohner des Weltnaturerbes und vermittelt sehr anschaulich sein wie er betont durch jahrelange Praxis erworbenes Wissen. Nebenbei gibt er auch mal Restauranttipps oder erzählt aus seinem Leben.
Per Fahrrad über die Insel
Aibo Extra heißt ein junger Mann, der mit diesem Namen auch Schauspieler hätte werden können. Nach zehn Jahren auf dem Festland ist er wieder auf seiner Heimatinsel gelandet und betreibt einen Fahrradladen. “Hier ist alles entspannt, das gefällt mir. Es gibt keine Autos, nur Pferdekutschen und Fahrräder, selbst die Müllabfuhr setzt Pferde ein, der Briefträger fährt Lastenfahrrad.” Seine Mutter betreibt gegenüber eine Pension, die sie ebenfalls von der Mutter übernahm. “Ich mag Juist und seine Einwohner einfach, wir halten zusammen und die Natur ist fantastisch! Wo sieht man sonst auf der einen Seite das Wattenmeer und auf der anderen Seite das große Meer.”
Kitesurfen auf Juist?
“Und wie”, lacht Lennard, 38. Aus der Strandbude tönt laute, chillige Musik. Zusammen mit Joseph betreibt er seit zwölf Jahren seine Kitesurfschule. “Wir leben sechs Monate im Jahr auf der Insel. Kitesurfen hier ist eher exotisch wird aber von den Gästen sehr wertgeschätzt. Hier gibt es einfach viel Platz für wenig Kitesurfer.” Lennard kam aus Zufall auf die Insel, nachdem er als Skilehrer in Österreich gearbeitet hatte. “Juist hat eine ganz eigene Qualität an Sozialkontakten. Hier tauscht man Dinge auch ohne digitale Technik. Die Menschen sind eher ruhig aber sehr herzlich. Der Juister sagt nur einmal MOIN, beim zweiten MOIN hat man schon zu viel geredet.” Sein Lebensstil ist im Einklang mit der Natur, Solarzellen auf dem Dach seiner Kitesurf-Schule sind praktisch und nachhaltig, sein Gemüse baut er im Garten selbst an, gedüngt wird mit den Pferedeäpfeln von der Straße.
Käseliebhaber und Leuchtturmwärter
Bernd “Bubi” Grützmacher wurde 1945 auf der Insel Juist geboren. Er machte das Steuermann- und Kapitänspatent und hat die Welt bereist. Bei einem Landgang traf er seine Frau Gunda und verliebte sich in sie. Als ein Laden vom damaligen Schlachter auf Juist frei wurde, kehrten sie zurück und eröffneten einen kleinen aber feinen Käseladen, den sie bis heute betreiben. Bübi macht die beste Sanddornmarmelade der Insel – es ist für ihn Ehrensache die kleinen, orangefarbenen Vitamin C-Lieferanten selbst zu suchen. Nebenbei ist er Leuchtturmwärter. Der Leuchtturm dient eher als Aussichtspunkt und zeigt ganz untypisch landeinwärts. Jeden Abend um 18.30 Uhr führt er Inselgäste kostenlos hinauf.
Wir haben noch viele andere besondere Persönlichkeiten getroffen, die zeigen, was neben der unberührten Natur das Besondere an Juist ist. Es sind auch seine Menschen, die sich mit Leidenschaft gegen Autos oder anderen Veränderungen wehren, die die Schönheit ihrer kleinen Inselidylle bedrohen könnten.