Nachhaltigkeit in Sicht – wohin steuern Kreuzfahrten?

Vor kurzem haben wir uns in unserem Blog mit der Frage beschäftigt, ob Langstreckenflüge jemals umweltfreundlich sein können. Wie sieht es eigentlich mit Kreuzfahrten aus? Die Branche boomt: 2016 waren Statista zufolge 22 Millionen Menschen als Passagiere auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs. Die Umweltbilanz für die Schiffe europäischer Reedereien ist jedoch nach wie vor sehr schlecht, wie das aktuelle Kreuzfahrt-Ranking des Naturschutzbund Deutschland (NABU) ergeben hat. Welche Möglichkeiten hat die Kreuzfahrtindustrie, um mit nachhaltigen Initiativen auf die hohe Nachfrage zu reagieren? Und worauf könnt ihr achten, wenn ihr euch für ein Angebot entscheidet?

Alternative Kraftstoffe

©pixabay

Als Hauptkraftstoff wird größtenteils immer noch Schweröl genutzt. Das belastet sensible maritime Ökosysteme und bedeutet zugleich eine sehr hohe Feinstaubbelastung in Hafenstädten mit Kreuzfahrt- und Fährterminals. Rußpartikelfilter fehlen nach wie vor. Eine Alternative zum Schweröl ist Flüssiggas, das keine Schwefeloxide oder Rußpartikel verursacht und einen deutlich geringeren Ausstoß von Stickoxiden und CO2 ermöglicht. Die ersten mit Flüssiggas betrieben Kreuzfahrtschiffe sollen 2018 den Anker lichten. Das ehrgeizige Ziel der Kreuzfahrtindustrie, bis zum Jahr 2050 komplett CO2-frei zu agieren, wird jedoch nur durch einen konsequenten Umstieg auf Wasserstoff als Treibstoff erreicht werden können.

Das Kreuzfahrtschiff der Zukunft

©pixabay

Eine sinnvolle Maßnahme ist außerdem die Verringerung des Kraftstoffverbrauchs durch leichtere Schiffe. Der bislang verwendete Stahl könnte beispielsweise durch leichte Metalllegierungen, Aluminiumschaum, Kohlenstoffaser oder Fiberglas ersetzt werden. Eine ökologische Revolution der Kreuzfahrt steuert die japanische NGO Peace Boat mit ihrem Ecoship an. Neben der leichten Bauweise soll hier auf 6.000 m2 Sonnenenergie erzeugt werden; zusätzlichen Strom produzieren Windgeneratoren. Durch ein spezielles Reinigungssystem können 100 Prozent des verbrauchten Wassers zurückgewonnen werden. Der Antrieb wird auf vier unterschiedlichen Verbrennungssystemen aus Bio-Gas, Flüssiggas, Bio-Diesel und Diesel-Öl beruhen. Und ein Garten an Bord soll zusätzlich für gute Luft sorgen.

Energiesparen an Bord

©pixabay

In Hamburg können Kreuzfahrtschiffe seit Sommer 2016 auf Landstrom aus erneuerbaren Ressourcen zurückzugreifen. Das setzt zwar eine Nachrüstung der Schiffe voraus, auf diese Weise müssen die Dieselmotoren aber nicht im Dauerbetrieb weiterlaufen. Gut für die Energiebilanz ist auch das Nachrüsten in der Kajüte: Dank einer Dusche, die das schwedische Start-up Orbital Systems entworfen hat, lassen sich 80 Prozent des Energieverbrauchs einsparen – und sogar 90 Prozent des Wassers gegenüber einer herkömmlichen Dusche. Für die optimale Beheizung und Kühlung der Schiffskabinen können inzwischen adaptive Fassaden eingesetzt werden, die sich an Sonne, Schatten und die verschiedenen Temperaturen in unterschiedlichen Klimazonen anpassen. Die CO2-Bilanz kann übrigens auch durch Einrichtungselemente verbessert werden, die wiederverwertbar oder biologisch abbaubar sind.

Zusammenhalt über die Mannschaft hinaus

©pixabay

Zur Nachhaltigkeit gehören selbstverständlich nicht nur ökologische, sondern auch sozio-ökonomische Aspekte. Hier lohnt sich ein Blick auf das Engagement der einzelnen Anbieter. Beispielsweise unterstützt die Royal Caribbean Cruises (RCCL) weltweit Schul- und Lernprojekte. Außerdem organisiert sie verschiedene Aktionstage, an denen RCCL-Mitarbeiter in sozialen Einrichtungen helfen können. Ziel dieser Aktionen ist es, die Gemeinschaften an Land und an Bord zusammenzuschweißen und ein gemeinsames Bewusstsein für ein nachhaltiges Leben zu schaffen.

TUI Cruises engagiert sich seit 2014 durch ein jährliches Patenschafts-Projekt, mit dem soziale Initiativen in der Nähe der Unternehmensstandorte Hamburg und Berlin unterstützt werden. Außerdem legt das Unternehmen Geld in einem sogenannten Spontanhilfefond an. Auf diese Weise konnte es zum Beispiel 2013 nach der Taifun-Katastrophe auf den Philippinen finanzielle Soforthilfe leisten.

Landgang mit Verantwortung

©pixabay

Auch die Art der Ausflüge kann für die Bevölkerung der Zielgebiete einen großen Unterschied machen. Bei den zahlreichen grünen und fairen Landausflügen von TUI Cruises können Gäste Land und Leute auf authentische Weise kennenlernen. Flyer sensibilisieren für das Thema und pro Ausflugsbuchung gehen fünf Euro an lokale Nachhaltigkeitsprojekte. Nachhaltige Ausflüge sowie um die 230 Fahrrad- und E-Bike-Ausflüge bietet auch AIDA Cruises an. Außerdem haben Passagiere hier die Möglichkeit, ihren CO2-Ausstoß zu kompensieren. Das Geld fließt an ein Biomassekraftwerk in Nordinidien, das aus grünen Ernteresten Strom produziert und Arbeitsplätze in der Region schafft.