Nachhaltigkeit auf den Malediven – geht das überhaupt?

Ich war gerade auf den Malediven, genauer gesagt in den Resorts Reethi Beach, Reethi Faru und Gili Lankanfushi. Zentrales Thema der Reise war ein bewusst nachhaltiges Management auch auf einer Insel, was sicherlich eine andere Herausforderung darstellt als auf dem Festland.

Zu schön, um bald noch wahr zu sein?

Hier, quasi im Paradies, wurde mir umso deutlicher bewusst, was für einen Schatz wir verlieren, wenn wir unsere Umwelt und ihre Bewohner nicht mit allen Kräften schützen. Man könnte natürlich anmerken, dass ein Langstreckenflug auf eine Insel per se nichts mit Nachhaltigkeit zu tun hat, was zum Teil auch stimmt. Aber ohne Tourismus gibt es hier kaum wirtschaftliches Einkommen, also muss man das Thema pragmatisch beleuchten.

Think global, act local!

Das sagt ein Mann, der es wissen muss – Dr. Ameer Awad Abdulla. Er ist Associate Professor der Marine Biodiversity and Conservation Science University of Queensland (Australien), National Geographic Explorer (USA) und Senior Conservation Science Fellow in der Wildlife Conservation Society (USA). „Der Klimawandel macht den Weltmeeren schwer zu schaffen“, sagt der 42-Jährige. „Letztes Jahr hatten wir ein globales sogenanntes Bleaching-Event. Dabei sind viele Korallen weltweit gestorben. Schon 2 bis 3 Grad wärmeres Wasser hat zur Folge, dass die Algen, von denen sich die farbenprächtigen Korallen ernähren, sterben. Und ohne Nahrung können auch die Korallen nicht überleben.“

„Und das ist nur ein Aspekt. Wir benötigen nachhaltigen Fischfang, geschützte Gebiete, sensibilisierte Reisende und Einheimische vor Ort, Umweltunterricht in Schulen und Hotelmanager, die umdenken“, so der Wissenschaftler. Nötig ist ein Zusammenwirken von Regierungen, Privatunternehmen und letztendlich allen menschlichen Bewohnern dieses Planeten. Eine vielleicht ambitionierte Aufgabe, aber wer nicht anfängt, kann auch nichts bewirken. Das Reethi Beach war das erste Hotel, das an dem “Marine Managed Area” Programm teilnahm, um gemeinsam mit der IUCN (International Union for the Conservation of Nature) dazu beizutragen, die Resilienz der Korallenriffe zu stärken.

Plastik ist ein Designfehler

Peter Gremes, General Manager des Reethi Beach Resorts, führt uns in den hinteren Teil der Anlage. Hier wohnen etwa 350 Angestellte, die für maximal etwa 250 Gäste verantwortlich sind. Die Infrastruktur muss also stimmen. 60 Prozent der Energie wird durch Fotovoltaik gewonnen. Das Thema Müll ist besonders essenziell. Das Reethi Beach Resort bietet Wasser nur in Glasflaschen an und hat hierzu ein spezielles Wasserfiltersystem entwickelt. Beim wirklich nicht zu vermeidenden Plastikmüll kooperiert es mit Parley for the Oceans: unter anderen kreiert und produziert Adidas Sneakers aus dem Recyclingmaterial. Auch das Gili Lankanfushi kooperiert mit dem weltweit agierenden Projekt, das von Produktdesigner Cyrill Gutsch initiiert wurde und viele prominente Unterstützer wie Stella McCartney, Fabien Cousteau oder David de Rothschild hat.

Das Coral Line Projekt

Emma Bell ist Assistant Marine Biologist im Gili Lankanfushi. Zusammen mit ihrer Kollegin betreut sie das Coral Line Projekt, welches 2014 initiiert wurde. Die Idee ist simpel und genial zugleich: Aus einfachen Nylonseilen werden Halterungen für „Babykorallen“. Diese werden vorsichtig getrennt, in die entsprechende Größe geschnitten und in das Seil eingedreht. Zwischen ein bis drei Jahre benötigen die Korallen für ein gesundes Wachstum. Im Vergleich zu den zerstörten Korallenriffs wirkt das wie ein Tropfen auf den heißen Stein, aber die Methode ist trotzdem erfolgreich. „Es ist keine kostspielige Praxis, sie ist allerdings zeitaufwendig“, so Emma. „Wir haben oft Schulkinder hier, die mit Ausdauer am Werk sind“.

Nach etwa 1,5 Stunden ist unsere Coral Line Nummer 172 fertig, um im Meer angebracht zu werden. Auch Gäste werden animiert, eine Coral Line zu sponsern. Die Patenschaft kostet 140 USD, sie können selbst mit Hand anlegen und werden über den Erfolg per E-Mail informiert, denn Emma und ihre Kolleginnen überwachen den Vorgang äußerst penibel. Auch schulen sie Meeresbiologen anderer Resorts, denn nur wenn alle an einem Strang ziehen, erzielt man die gewünschte Wirkung!

Es gibt also durchaus Ansätze – auch auf einer Insel – nachhaltig oder sagen wir nachhaltiger als in der Vergangenheit  zu agieren. Ich habe durch und durch inspirierende und leidenschaftliche Menschen getroffen und wünsche mir sehr, dass diese Beispiele Schule machen!