Thailand mal anders: Zu Besuch bei Seenomaden
Erinnert ihr euch? Vor einiger Zeit haben wir uns in einem Blogpost schon einmal mit dem Problem „Overtourism“ auseinandergesetzt. Wenn ganze Regionen unter der Tourismuslast leiden, braucht es neue Konzepte und Ansätze. Gemeinschaftsbasierter Tourismus ist ein solcher Ansatz, der dafür sorgt, dass alle Beteiligten etwas vom Tourismus haben: Denn nicht nur lernt ihr als Gäste das Land und seine Leute viel besser und authentischer kennen, sondern auch die Einheimischen haben langfristig etwas von eurem Urlaub. Heute möchten wir euch ein ganz besonders Beispiel vorstellen: ein Ausflug zu einem Moken-Dorf in Thailand.
Auf dem Wasser zuhause
Die Moken sind ein halbnomadisches Volk, häufig werden sie auch als Seezigeuner oder Seenomaden bezeichnet, das unter anderem in der östlichen Andamanensee zuhause ist. In den Fokus der Öffentlichkeit gerieten sie im Zuge der Tsunami-Berichterstattung 2004, denn die Moken waren einige der wenigen Menschen, die die Vorzeichen deuten konnten und so sich selbst und Reisende vor Ort retten konnten. Beschäftigt man sich etwas genauer mit der Geschichte der Moken, wird schnell klar warum: Sie kennen das Meer so gut wie kaum jemand sonst, denn es war schon immer ihre Lebensgrundlage und einen Großteil des Jahres auch ihre Heimat – nur während des Monsuns verbrachten sie früher Zeit an Land.
Von der Fischerei zum Tourismus
Während die Moken früher ihren Lebensunterhalt mit Fischerei bestritten, wurde dies durch das Aufkommen der industriell betriebenen Fischerei immer schwieriger. Hinzu kommt ein weiterer Faktor, der das Leben der Moken erschwert: Immer häufiger wurden sie dazu gedrängt, sesshaft zu werden. Durch den Verlust der traditionellen Lebensweise verloren sie häufig auch einen Teil ihrer Kultur und der eigenen Identität. Gemeinschaftsbasierter Tourismus ist hier eine große Chance, denn er fördert den Erhalt der Kultur, während gleichzeitig das Einkommen gesichert wird.
Authentizität statt Touristenspektakel
Projekte wie das der Tung-Dap-Gemeinde in Phang Nga sind daher überaus nachhaltig und haben nichts mit den teilweise angebotenen Touristenspektakeln gemein. Vielmehr können Reisende hier für drei bis sieben Tage Teil der Gemeinschaft werden und einen spannenden Einblick in den Alltag der einheimischen Moken erhalten. Auf dem Programm stehen dabei neben der Übernachtung in einer Gastfamilie Kunsthandworkshops zur traditionellen Webtechnik sowie Schnorchel- und Bootausflüge, bei denen ihr das eindrucksvolle Speerfischen selbst ausprobieren könnt. Beeindruckend ist auch ein Ausflug in den Wald, bei dem ihr lernt, welche lokalen Pflanzen zum Kochen verwendet werden und welche für medizinische Zwecke genutzt werden können.
Ein paar Tage als Einheimischer
Buchen könnt ihr eine solche Tour zum Beispiel bei Andaman Discoveries, ehemals als Wiederaufbau-Initiative nach dem Tsunami gegründet (mehr über die Initiative findet ihr in diesem Blogpost). Neben den Touren zu den Seenomaden findet ihr hier auch viele weitere Touren mit ähnlichem Fokus, beispielsweise das im Regenwald gelegene Khaosok Lake Homestay Programm oder das in Mangroven-Wäldern gelegene Leeled Village, bei denen ihr ebenfalls am Leben von Einheimischen teilnehmt und sowohl die Natur, als auch Kultur und Traditionen vor Ort kennenlernt. Je nachdem, welche Tour ihr euch aussucht, liegt der Fokus dann auf Fischen oder Gemüseanbau, Weben oder musikalischen Darbietungen – und natürlich auf der beeindruckenden Natur drum herum. Eins ist auf jeden Fall sicher: es ist eine ganz besondere Erfahrung, die ihr nicht so schnell vergessen werdet!