Nachhaltig eincremen: Was hat Sonnenschutz mit Korallen zu tun?

Jahrzehntelang lautete die Sommerurlaubsregel Nummer 1: Eincremen, eincremen, eincremen – denn UV-Licht verursacht Hautkrebs und vor allem im Wasser ist die Strahlung besonders gefährlich. Das Problem: Der Schutz vor Sonnenbrand gefährdet das Leben im Meer, denn auch wasserfeste Sonnencreme ist nur sehr bedingt wasserfest, dadurch landen jährlich Tausende Tonnen Sonnenschutzmittel in unseren Ozeanen. Und viele Bestandteile der Cremes sind äußerst giftig für zahlreiche Meereslebewesen. Vor allem für die hochsensiblen Ökosysteme der Korallenriffe stellt das eine echte Gefahr dar, die erst nach und nach ins allgemeine Bewusstsein dringt.

Schädlich für Mensch und Umwelt

Sonnencremes mit chemischen UV-Filtern wirken, indem sie in die Haut eindringen (ein willkommener Nebeneffekt davon ist, dass sie sehr gut einziehen). Sie nehmen die gefährliche UV-Strahlung auf und wandeln sie in harmlose Wärmeenergie um. Was erst einmal praktisch wirkt, birgt aber Gefahren für die Gesundheit: Je nach Substanz können sich solche chemischen UV-Filter zersetzen und Hautreizungen und Allergien auslösen, etliche stehen zudem in Verdacht hormonell oder krebserregend zu wirken. Sie sind deshalb in Naturkosmetik verboten. Die Zahl synthetischer UV-Filter steigt stetig: Als Nachfolger des inzwischen ausgemusterten Benzophenon-3 hat sich das aktuell verbreitete Octocrylen etabliert. Es gilt jedoch ebenfalls alsökologisch heikel, weil der wasserunlösliche Stoff nur schwer abbaubar ist und sich deshalb in Organismen und an Oberflächen anreichern kann. Inzwischen verwenden manche Hersteller Bemotrizinol, einen Stoff, der zumindest beim Menschen als unschädlich gilt. Über die Wirkung auf Meeresbewohner liegen allerdings bislang keine aussagekräftigen Studien vor.

Corals at © zeavola
Mit einer kleinen Änderung im Verhalten können wir viel für die schön bunten Korallenriffe, wie hier beim Zeavola, tun. © Zeavola

Es mangelt an umfassenden Studien

Die logische Alternative? Zu Ökosonnencremes greifen – zumindest auf den ersten Blick. Statt mit chemischen Filtern wirken diese mechanisch: Sie reflektieren die gefährliche UV-Strahlung wie winzige Spiegel und sorgen so dafür, dass die Strahlung gar nicht erst zu unserer Haut vordringen kann. Statt einzudringen bilden sie also eine Art Schutzschicht. Die verbreiteten mechanischen Wirkstoffe Zink- und Titandioxid galten lange als unbedenklich, zumindest für den Menschen. Inzwischen hat sich allerdings herausgestellt, dass die enthaltenen Nanopartikel ebenfalls eine Gefahr für das Leben im Meer darstellen. Umfassende Studien zur Auswirkung dieser häufig genutzten kosmetischen Inhaltsstoffe gibt es bislang nicht viele. Es muss also dringend umfangreicher geforscht werden, so viel steht fest. Umso erfreulicher ist es, dass die Umweltgefahr vieler Sonnenschutzmittel immer häufiger thematisiert wird – und dadurch nach und nach ins Bewusstsein aller gelangt.

Sunscreen
Lange galt Eincremen als die Urlaubsregel Nummer 1. © Pixabay/dimitrisvetsikas1969

Was tun, um sich vor den Sonnenstrahlen zu schützen?

Klar ist: UV-Schutz ist nach wie vor sehr wichtig. Und die Sache mit der Sonnencreme ist zugegebenermaßen ein schwieriges Thema. Umso wichtiger, dass wir uns Gedanken über die Inhaltsstoffe machen. Für unsere eigene Gesundheit und für die Umwelt. Vor allem, wenn ihr ins Meer wollt, solltet ihr genau prüfen, ob eure Sonnencreme Stoffe enthält, die nachweislich umweltschädlich sind. Direkt vor dem Baden im Meer cremt ihr euch am besten gar nicht ein, auch nicht mit (vermeintlich) wasserfester Lotion, sondern reduziert lieber die Zeit, die ihr im Wasser verbringt. Die Haut hat nämlich auch einen natürlichen Sonnenschutz – je nach Hauttyp und Bräunungsgrad zwischen 10 und 30 Minuten oder mehr. Wenn ihr länger im Wasser bleibt, zum Beispiel beim Schnorcheln: Zieht euch was an. Sich bei 30 Grad im Schatten für Neopren und Lycra statt für leichte Badekleidung zu entscheiden, klingt vielleicht erstmal komisch, und vor allem Bräunungsfanatiker werden jetzt schockiert mit dem Kopf schütteln. Aber hey: Korallensterben und Hautkrebsrisiko für einen makellosen Sommerteint – ist es das wert?

Snorkeler at Gili Lankanfushi
Manche Hotels bieten korallenfreundliche Sonnencreme für Schnorchler an © Gili Lankanfushi

Vorreiter: Korallenfreundliche Sonnencremes

Mit gutem Beispiel voran gehen diese beiden Green Pearls® Hotels: Auf den Malediven und auf Koh Samui ist Sonnenschutz natürlich ein Muss. Gleichzeitig sind die Korallen hier ein unumstrittenes Highlight, entsprechend beliebt ist das Schnorcheln. Eine gefährliche Kombination, denn mit den falschen Inhaltsstoffen eingecremt werden die Schnorchler zur Gefahr für die spektakulären Riffe. Darum halten das Gili Lankanfushi und das Tongsai Bay für ihre Besucher eine korallenfreundliche Alternative zu Sonnenbrand und langärmliger Badebekleidung bereit – mit ihren „Reef safe“ Sonnenschutz-Produkten, die laut Hersteller frei von schädlichen Stoffen und den umstrittenen Nanopartikeln sind.

Reef friendly sunscreen
Im Tongsai Bay können Sonnenhungrige korallenfreundliche Sonnencreme kaufen © Tongsai Bay