Nachhaltige Mode Teil 1: Was unsere Kleidung mit der Umwelt zu tun hat

Mode ist alles andere als nachhaltig, so das unerfreuliche Urteil für die Kleidungsindustrie. Sie liegt auf Platz zwei der umweltschädlichsten Industriezweige und ist immer wieder im Verruf, Menschenrechte zu verletzen. Diverse Dokumentationen befassen sich mit dieser Thematik, wie zum Beispiel River BlueThe True Cost oder Fashion Factories Undercover. Auf welche Weise Mode die Umwelt belastet, erfahrt ihr hier.

Fast Fashion vs. Slow Fashion

Will man über den schädlichen Einfluss der Modeindustrie reden, sollte man zwischen Fast Fashion und Slow Fashion unterscheiden. Fast Fashion beschreibt die konventionelle Kleidungsindustrie, die durch unsere steigende Nachfrage ihre Kollektionen mehrmals in einer Saison ändert und in großer Zahl neue Kleidungsstücke produziert, was wenig ressourcenschonend ist. Immer wieder flammen Skandale über Geschäftsgebaren in der Fast Fashion Industrie auf, welche die würdelosen und unsicheren Arbeitsbedingungen betreffen oder verbrannte Neuware, um Platz für die neue Kollektion zu schaffen. Eine Nebenwirkung des Fast Fashion Trends ist leider auch, dass wir unsere Kleidung weniger wertschätzen und schneller wegwerfen, was alles, nur nicht nachhaltig ist. Slow Fashion hingegen zeichnet sich durch eine langsamere Produktion aus, sprich, die Angestellten dürfen sich mehr Zeit zum Nähen lassen, da weniger Kollektionen pro Saison und weniger Kleidungsstücke insgesamt produziert werden. Die Idee dahinter: bewusstere Kaufentscheidungen treffen. Weniger kaufen, dafür aber hochwertigere Materialien, deren ökologischer und sozialer Fußabdruck so gering wie möglich ist.

Kleider auf Bügel
Oft hat man mehr von weniger, aber bewusst gewählter Kleidung © Lynn Anders

Mikroplastik aus der Waschmaschine

Derzeit stellt Mikroplastik eines der größten Probleme in unseren Ozeanen dar. Aktuell ist vor allem die Rede von Mikroplastik in Kosmetika, doch der Großteil des Mikroplastiks stammt vom Abrieb von Autoreifen sowie Kunststofffasern, die sich beim Waschen von unserer Kleidung lösen. Da die Plastikteilchen zu klein sind, können Kläranlagen sie meist nicht herausfiltern und sie gelangen über Abwasser und Flüsse ins Meer. Dort werden sie von vielen Meeresbewohnern mit Plankton verwechselt und stören zum einen das maritime Ökosystem und landen zum anderen auf unseren Tellern. Da Mikroplastik Bakterien und Giftstoffe anzieht, ist es gefährlich für die Tiere und uns Menschen. Deshalb solltet ihr nach Möglichkeit auf synthetische Fasern wie Polyester, Nylon und Acryl verzichten, aber genauso auf Hightech-Fasern wie GoreTex oder Sympatex, die vor allem für Outdoor-Kleidung verwendet werden. Schaut vor dem Kauf einfach auf die Etiketten im Kleidungsstück. Falls ihr doch mal etwas aus Kunststofffasern kauft, besorgt euch doch einen Waschbeutel oder -ball, welche die Mikrofasern auffangen.

Guppy Friend Waschbeutel
Der Guppy Friend Waschbeutel verhindert, das beim Waschen Mikroplastik ins Meer gelangt © Lynn Anders

Umweltgifte in unserer Kleidung

Kleidung, die unter Fast-Fashion-Bedingungen produziert wird, landet leider alles andere als unbelastet in unseren Kleiderschränken. Es werden giftige Chemikalien eingesetzt, um die Kleidungsstücke zu färben, die Farben zu fixieren und um bestimmte Effekte wie „knitterfrei“ und „Lederoptik“ zu erzielen. Diese Stoffe können Allergien auslösen oder im schlimmsten Fall sogar Krebs erregen, weshalb es wichtig ist, die Kleidung vor dem ersten Tragen zu waschen, denn über die Haut nehmen wir die Schadstoffe leicht auf. Besonders bei Babykleidung solltet ihr daher auf Bio-Qualität Wert legen, aber auch für Erwachsene und die Umwelt ist das empfehlenswert. Dabei solltet ihr auf zertifizierte und unabhängige Labels achten.

Stoffe
Achtet beim Kauf von Kleidung auf Bio-Qualität und zertifizierte Labels © Lynn Anders

Was Fast Fashion für die Angestellten bedeutet

Schauen wir einen Schritt zurück, bevor wir die Kleidung zu attraktivsten Preisen kaufen: Im konventionellen Anbau werden meist schädliche Pestizide eingesetzt, besonders bei Baumwolle. Diese schaden nicht nur den Bauern vor Ort, sondern auch der Umwelt. Darüber hinaus werden in der Fast-Fashion-Produktion selten Maßnahmen zum Arbeits- und Umweltschutz getroffen. Das heißt, dass die Arbeiter meist keine Schutzkleidung tragen während sie unsere Hosen und Pullis mit den giftigen Chemikalien einfärben. Und auch, dass das giftige Abwasser ungereinigt in die Umwelt und Flüsse gelangt, was vor Ort zu Fischsterben und erhöhten Erkrankungen der Menschen führt. Und all das zu einem Hungerlohn. Wir tragen demnach mit jedem neu gekauften Fast-Fashion-Teil dazu bei, diese Industrie zu unterstützen sowie Umwelt und Menschen auszubeuten.

Zum Glück bietet nachhaltige Mode einen Mittelweg zwischen Ausbeutung und totalem Verzicht. Lest im zweiten Teil, worauf ihr beim nächsten Kleiderkauf achten solltet und woran ihr faire und nachhaltige Mode erkennen könnt.