Nachhaltige Mode Teil 2: Wie ihr erkennt, was drinsteckt
In unserem letzten Beitrag ging es darum, welche negativen Auswirkungen die Kleidungsindustrie auf Mensch und Umwelt hat. Im zweiten Teil zeigen wir euch, woran ihr Mode erkennt, die keinen (oder zumindest deutlich weniger) Schaden verursacht. Nachhaltige Modelabels können sich in Sachen Design fraglos mit etablierten Marken messen, denn die Tage des unattraktiven und unmodischen Öko-Looks sind längst vergangen. Haltet also beim nächsten Stadtbummel die Augen nach den folgenden Eigenschaften und Siegeln auf!
Was ist eigentlich nachhaltige Mode?
Nachhaltige Mode bedeutet Ressourcen vernünftig und zukunftsfähig einzusetzen, Biodiversität und die Umwelt zu schützen. Demnach sollten bei der Produktion von nachhaltiger Mode keine giftigen Chemikalien verwendet, die beteiligten Menschen fair behandelt sowie Ressourcen sinnvoll eingesetzt und wiederverwendet werden. In der Praxis ist es dennoch meist schwierig all diese Faktoren umzusetzen. So beziehen sich entsprechende Zertifikate meist entweder auf Bioqualität oder auf faire Herstellungsbedingungen. Ein allumfassendes Siegel gibt es leider noch nicht. Denn ein Shirt aus Naturfasern stammt nicht zwangsläufig aus Bio-Anbau und fair produzierte Kleidung kann ebenso aus synthetischen Fasern bestehen. Deshalb solltet ihr kritisch prüfen, wie nachhaltig ein Modelabel wirklich ist, was genau hinter dem jeweiligen Gütesiegel steht und euren eignen Maßstab festlegen.
Mikroplastik mithilfe von Naturfasern vermeiden
Im ersten Teil dieses Beitrags haben wir euch beschrieben, wie durch synthetische Kleidung Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Um das zu vermeiden, könnt ihr Kleidung aus Naturfasern kaufen, zum Beispiel Baumwolle, Leinen, Hanf, Wolle, Seide oder Viskose. Dennoch ist die Verarbeitung von Naturfasern nicht nachhaltig per se. So werden 2.700 Liter Wasser für die Produktion eines Baumwollshirts benötigt. Weitaus ressourcenschonendere Alternativen sind Viskose, eine Cellulosefaser, und Pinatex, ein Material aus Ananasblättern, das sich besonders als Lederersatz eignet. Beim Kauf von Viskose solltet ihr allerdings darauf achten, dass der Stoff nachhaltig produziert wurde, beispielsweise von Lenzing, auch bekannt als Tencel: Hier findet die Produktion in einem Kreislaufsystem statt, benötigt wesentlich weniger Wasser als die Baumwollproduktion und Materialien werden hausintern recycelt.
GOTS: biologisch erzeugte Naturfasern
Als weltweit führend gilt der Global Organic Textile Standard (GOTS). Er ist derzeit die strengste Zertifizierung für die Verarbeitung von biologisch erzeugten Naturfasern und berücksichtigt die gesamte Produktionskette sowie soziale Kriterien. Mindestens 70 Prozent der verarbeiteten Materialien müssen aus biologischem Anbau stammen, damit das Endprodukt GOTS-zertifiziert werden kann und auch Stoffe zur Weiterverarbeitung, wie Färbemittel und Hilfsmittel, dürfen nicht umweltschädlich oder giftig sein. So sind beispielsweise toxische Schwermetalle oder genetisch veränderte Organismen (GVO) verboten. Sogar die Verpackungen und der Vertrieb der GOTS-zertifizierten Kleidung müssen nachhaltige Kriterien erfüllen. Die Zertifizierung gilt allerdings nicht für Leder- und Fellprodukte.
Circular Fashion – einen Kreislauf schaffen
Unter dem Prinzip der Circular Fashion haben sich einige Labels gegründet, bei dem aus alten Kleidungsstücken oder Stoffresten neue Mode kreiert und dadurch Ressourcen geschont werden, indem sie in einem Kreislauf (wieder)verwendet werden. Hierbei spielen Recycling und Upcycling eine große Rolle. Ähnlich funktioniert das „Cradle to Cradle“-Prinzip, das als wirtschaftlich besonders nachhaltig gilt. Mode, die unter diesem Zertifikat verkauft wird, kann vollständig biologisch abgebaut werden und so dem ökologischen Kreislauf zurückgegeben werden.
Faire Mode erkennen
Wer als fair zertifizierte Mode kaufen möchte, sollte auf das Siegel der Fair Wear Foundation achten, dem strengsten Zertifizierer der Branche. Fokus der niederländischen Non-Profit-Organisation sind faire Arbeitsbedingungen, angemessene Bezahlung, Arbeitsschutz sowie die Bekämpfung von Kinderarbeit, Diskriminierung und Zwangsarbeit. Allerdings sagt das Siegel nichts über die Eigenschaften und den Anbau der verwendeten Textilien aus. Es gibt allerdings auch Bio-Modemarken, die Mitglied der Fair Wear Foundation sind. Sucht doch einfach mal online nach Geschäften in eurer Nähe, die fair produzierte Bio-Mode anbieten. Ihr werdet überrascht sein, wie groß das Angebot bereits ist!
Wir können alle etwas zum Umweltschutz und zur Sicherung fairer Arbeitsbedingungen beitragen, indem wir bewusster shoppen, weniger kaufen, auch mal mehr bezahlen, aber dafür die Kleidungsstücke auch wieder wertschätzen und sie länger mit gutem Gewissen genießen.
Titelbild: © Lynn Anders